zum Thema Bauen
Grundlage
Seit der Zeit,
in der die Menschen begannen, ihr Leben zu ordnen, sich in sozialen Verbänden zu
organisieren, Werkzeuge und deren nutzbringenden Gebrauch zu entwickeln, schufen
sie die kulturelle Grundlage für das Umfeld, zu dem die witterungsbeständige und
witterungsunabhängige Behausung gehört, an die funktionelle und darüber hinaus
auch repräsentative Ansprüche gestellt werden.
Um diese Anforderungen zu erfüllen, systematisierten unsere werktätigen Vorfahren sowohl die Verwendung des Baustoffes wie seiner Zusammenfügung in ständig weiter entwickelten Technologien über die stilistische Formgebung bis zur Typisierung und Standardisierung nach logischen Prinzipien, die dem jeweils Möglichen und Gewünschtem angepasst wurden.
Entwicklungsweg
Mit Beginn des 20. Jahrhunderts, des Jahrhunderts,
in dem grundlegende wissenschaftliche Neuerungen und gesellschaftliche Prozesse
ausgelöst wurden, die in der USSR und der Weimarer Republik zur Entwicklung
einer revolutionären Auffassung von Architektur führte, die in der Assoziation
neuer Architekten ASNOVA bzw. den Bahaus-Architekten, welche bis zum Jahr 1932
wirkten und die Weltarchitektur maßgeblich prägten.
Auszug aus dem "Statut der
ASNOVA" (1923):
§1 Die ASNOVA hat das Ziel, alle rationalistischen Architekten und alle dem
Rationalismus nahe stehenden, in der Architektur und im Bauwesen Beschäftigten
in dem Bestreben zu vereinigen, die Architektur als Kunst auf ein Niveau zu
heben, das dem modernen Stand der Wissenschaft und Technik entspricht ...
§2 In Übereinstimmung mit ihren Zielen gliedert sich die Tätigkeit der ASNOVA a)
in die Arbeit innerhalb der Organisation, wo der Austausch von Kenntnissen und
Erfahrungen der Mitglieder durch Vorträge, Referate, Dispute, Seminare und durch
die Einrichtung von Kursen, Schulen usw. organisiert wird: b) in die Arbeit
außerhalb der Assoziation: Konsultationen zu verschiedenen Fragen der
Architektur, des Städtebaus und des Bauwesens überhaupt ...
Neben der ASNOVA gründeten sich der Verband moderner Architekten OSA, die Assoziation der Architekten - Urbanisten ARU und die Allunionsvereinigung proletarischer Architekten WOPRA. Ziel dieser Architektenvereinigungen war die Entwicklung einer wissenschaftlich begründeten Architektur.
Erwartung
Nach dem Stillstand und Absturz
der Kultur und der Perversion der Wissenschaften in den Obrigkeitsstaaten, der
im Aufstieg des Wirtschaftschaos und seinen verheerenden Auswirkungen auf alle
Bereiche des Lebens mündet, ist auch die Architektur zur inhaltslosen Ware derer
geworden, die damit, so, wie die Unterdrücker mit den Kathedralen des
Mittelalters, durch Ehrfurcht vor dem von ihnen beschworenen Übersinnlichem ihre
kulturelle Leere auffüllen und ihr Kulturverständnis als Maxime durchsetzen.
Die weit überwiegende Mehrzahl der bisher entstandenen Gebäude ist weder
technisch ausgereift, für die Nutzung funktional gestaltet noch von
künstlerischer Aussagekraft.
Die Beantwortung der Frage, weshalb dies so ist, kann nicht ohne Bedenken der
uns selten bewussten zwanghaften Mechanismen und seiner Folgen gegeben werden.
Weshalb ist die Technik und die Ausstattung eines Automobils, die in den
Zwanzigern eher hinter der Entwicklung des Bauwesens lag, heute der realisierten
Bautechnik weit vorausgeeilt, obwohl wir diese nur zur Beförderung und damit
relativ kurzzeitig nutzen?
Der Architekt ist als ein das Wirtschaftchaos bedienender Unternehmer auch in
seinem Denken nicht so frei, wie es sein Beruf von ihm verlangt. Aber wer ist
unter den herrschenden Bedingungen schon frei, wenn selbst die Gedanken es nicht
sind?
sysadm
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Geändert am: 18.04.22